Schulung Qualifizierung
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Qualifizierung für Fachkräfte in der Batteriezellenfertigung

KOMBiH macht die Hausaufgaben der Energiewende

Die Energiewende muss kommen. Batteriebetriebene E-Autos stellen dafür einen zentralen Faktor dar. Doch in der Fertigung von Batteriezellen dominiert Asien, vor allem China und Südkorea. „Wir haben in Deutschland die Batterieproduktion bis auf wenige kleine Bereiche vor 20 Jahren quasi aufgegeben, auch Forschung und Ausbildung standen in der Folge still. In den letzten Jahren wurde klar, dass die Energiewende nur dann resilient gelingt, wenn wir die Speichertechnik für erneuerbare Energien auch in Europa fertigen. Die Hauptstadtregion hat hier hervorragende Chancen. Um sie zu nutzen, benötigen wir Kompetenzen in den Unternehmen und die entsprechenden Lehrkräfte.“ So fasst Christine Schmidt, die Leiterin von KOMBiH, den Hintergrund des Projektes zusammen.

Partner aus Bildung, Forschung und Wirtschaft

KOMBiH steht für „Kompetenzaufbau für Batteriezellfertigung in der Hauptstadtregion“, das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Projektleiterin Schmidt kommt vom Institut für Betriebliche Bildungsforschung (IBBF), welches das Projekt koordiniert. Die weiteren Verbundpartner sind die Technische Universität Berlin, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg und das bfw – Unternehmen für Bildung. Assoziierte Partner kommen hinzu.

So geht KOMBiH vor: Das Projekt identifiziert zunächst, welche Kompetenzen in den Unternehmen benötigt werden und welche Weiterbildungsbedarfe dadurch entstehen. Dafür führt man Interviews in der Region – der Prozess wurde gerade gestartet, unter anderem bei Tesla, Microvast und BASF. Im Anschluss werden die entsprechenden Qualifizierungsangebote entwickelt und durchgeführt.

Zwei Jahre hat es von der ersten Projektskizze bis zur Bewilligung und zum Start im Januar 2023 gedauert, berichtet Schmidt. „Dabei hat uns insbesondere Klaus Henschke, Clustermanager des Clusters Energietechnik Berlin-Brandenburg bei der Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), die ganze Zeit den Rücken gestärkt.“ Die Cluster Energietechnik sowie Verkehr, Mobilität und Logistik sind Projektpartner und Bestandteil des sogenannten Batteriekompetenztrios.

„Es ist eine große Auszeichnung für die Hauptstadtregion, eine von sechs Gewinnerinnen für diese Projektausschreibung in Deutschland zu sein – bei starker Konkurrenz“, sagt Matthias Geisthardt, Projektleiter für KOMBiH beim Unternehmen für Bildung (bfw). Warum es gelang? „Wir haben hier viel mehr Player in der Batterieindustrie, als man vermutet. Natürlich Tesla, aber die neue Studie "Batteriekompetenzen in und um Brandenburg" (siehe auch Info-Kasten oben rechts) der WFBB hat in Berlin-Brandenburg und Umgebung 130 Akteure identifiziert, die in diesem Umfeld aktiv sind“, erläutert Geisthardt.

Klaus Henschke

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Klaus
Henschke
Clustermanager
T +49 331 73061-217
Porträt Mercedes Reischel

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Mercedes
Reischel
Clustermanagerin
Leichtbau und additive Fertigung
+49 331 73061-224
Grafik Lebenszyklus Batteriezellenfertigung
Circular Design Batteriezellenfertigung KombiH

Zusammenarbeit mit der Europäischen Union

Rückhalt und Wissenstransfer gibt es auch auf europäischer Ebene. Das EU-Projekt ALBATTS widmet sich ebenfalls der Qualifizierung für grüne Mobilität, hat aber keinen deutschen Partner. KOMBiH hat schon in der Antragsphase Kontakt mit dem europäischen Projekt aufgenommen und nutzt jetzt Ergebnisse aus ALBATTS.

„Wir konzentrieren uns auf die Region Berlin-Brandenburg. Hier wollen wir alle relevanten Akteure unter einem Dach sammeln und parallele Strukturen vermeiden“, so Schmidt. Bei der erfolgreichen Kick-Off-Veranstaltung des Projektes, organisiert von der WFBB, wurde deutlich, dass in den Unternehmen Bedarf an Systemverständnis besteht: Welche Rollen werden Batterien spielen? Welche Voraussetzungen gibt es für die Produktion? Welche innovativen Materialien sind denkbar? Ein Paket im Projekt ist daher die Übersetzung der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse in eine auch für Fachfremde verständliche Sprache, dies übernehmen die beiden universitären Projektpartner.

Bei der Entwicklung der Qualifizierungsangebote wird geschaut, was schon da ist. „Es gibt bereits viele Online-Angebote, fast immer in Englisch. Wir werden zusammen mit den Unternehmen schauen, was wir davon nutzen können und was wir alles zusätzlich entwickeln müssen. Und auch Angebote ins Deutsche übersetzen. Obwohl ich denke, dass wir mittelfristig den hohen Fachkräftebedarf in diesem Bereich nur international decken können, und dann wird Englisch die Verkehrssprache in vielen Unternehmen werden“, so Schmidt.

Offene Bildungsressourcen entstehen

Über den Projektzeitraum sollen 21 Konzepte für verschiedene Tätigkeiten rund um die Batteriezellfertigung entstehen, die mit Lernzielen hinterlegt werden. Diese Konzepte sind offene Bildungsressourcen, die jedes Unternehmen nutzen kann. Auch der Prozess ihrer Entwicklung ist offen, wer sich dafür interessiert, ist eingeladen mitzumachen.

In der letzten Projektphase wird das Thema nochmals erweitert und auf eine nächste Ebene gehoben: Zirkuläre Geschäftsmodelle rücken in den Fokus. Bei ihnen sollen Werte so lange wie möglich bewahrt und Ressourcen geschont werden. Hier geht es auch um Strukturen in den beteiligten Unternehmen und mögliche Diversifizierungen. Ein Beispiel, das Schmidt nennt, ist die Vermietung von Batterien und ihr Tausch in Fahrzeugen. Dieser Handel mit Energie ist in China heute schon Realität, für Deutschland eine Vision. Auch Geisthardt sieht hier Chancen, die noch erschlossen werden müssen, beispielsweise durch die Weiternutzung von alten Batterien, deren Leistung nicht mehr reicht, um ein Auto anzutreiben. Es gilt viel zu entwickeln, neu zu denken und dabei diejenigen mitzunehmen, die heute in dem Umfeld arbeiten. KOMBiH hat Großes vor.

Foto Christine Schmidt KombiH
Christine Schmidt, IBBF
Matthias Geisthardt
Matthias Geisthardt, bfw